• Unternehmen nahezu aller Branchen blicken positiv in die Zukunft
  • Fachkräftemangel wird als größtes Geschäftsrisiko gesehen
  • Besonders auf die Automobilindustrie kommen langfristig große Veränderungen zu, auf die die Unternehmen noch nicht ausreichend vorbereitet sind
  • Unternehmen sollten daher schon heute ihre Finanzierung möglichst krisensicher ausgestalten

Heilbronn/Weinsberg. Die Unternehmen in Heilbronn-Franken sehen derzeit positiv in die Zukunft. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der Industrie- und Handelskammer im Herbst 2017, die der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Helmut Kessler beim Heilbronner Restrukturierungsdialog am Donnerstag den mehr als 50 Zuhörern im Staatsweingut Weinsberg vorstellte. Gleichzeitig warnten weitere Referenten wie Hans-Ulrich Bachert, Mitbegründer der gleichnamigen Unternehmensberatung, vor allzu viel Sorglosigkeit. Gerade auf die Automobilbranche kämen mittelfristig große Veränderungen zu. Dr. Marcus Egner von der Kanzlei Dietz Tonhäuser & Partner sowie Dr. Dietmar Haffa von Schultze & Braun mahnten deshalb insbesondere Gesellschafter, für eine krisensichere Finanzierung ihrer Unternehmen zu sorgen.

Marcus Egner

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenzrecht und Familienrecht

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Die Stimmung unter den Heilbronner Unternehmen ist hervorragend: Knapp 60 Prozent der Betriebe aller Branchen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, lediglich vier Prozent bewerten sie als schlecht. Auch der Blick in die Zukunft ist derzeit ungetrübt: 61,6 Prozent der Unternehmer erwarten eine gleichbleibende Geschäftslage, jeder Dritte geht sogar von einer weiteren Verbesserung aus. „Die regionale Konjunktur ist weiter im Höhenflug“, kommentiert der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Helmut Kessler. „Die Stimmung in nahezu allen Branchen hat sich verbessert, die Geschäftserwartungen geben kaum nach“, berichtet Dr. Kessler. Das habe positive Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt: „Auch hier sehen wir einen sehr stabilen Aufwärtstrend.“ Allerdings werde der Fachkräftemangel bei den regionalen Unternehmen mit Abstand als das größte Geschäftsrisiko gesehen.

Hans-Ulrich Bachert, Mitbegründer der Unternehmensberatung Bachert & Partner, sieht aber besonders für die Unternehmen der Automobilindustrie ein weiteres Risiko – zumindest mittel- und langfristig: „Die Elektromobilität wird für die Branche enorme Auswirkungen haben. Die Antriebsstränge von E-Autos sind deutlich weniger komplex und das wird nicht ohne Folgen für die Zuliefererkette bleiben“, warnt Bachert. Gerade mittelständische Zulieferer seien in den neuen Technologien eher schwach vertreten, die bisherige Kernkompetenz Hochpräzision werde gegenüber Software- und Elektronikherstellern deutlich verlieren. „Hier sind die deutschen Unternehmen gegenüber der internationalen Konkurrenz etwas ins Hintertreffen geraten. Hinzu kommt die schwache Eigenkapitalausstattung vieler kleiner Zulieferer, was zu einer eingeschränkten Investitionsfähigkeit führt“, so Bachert. Der Experte erwartet daher einen massiven Branchenwandel, der sich ab etwa 2025 in einer beschleunigten Konsolidierung und weiteren Werksschließungen äußern werde.

„Unternehmen sollten deshalb – neben der strategischen Ausrichtung auf die veränderten Märkte – schon heute darauf achten, ihre Finanzierungen krisenfest zu machen“, raten die Rechtsanwälte Dr. Marcus Egner und Dr. Dietmar Haffa. „Insbesondere Finanzierungen durch die Gesellschafter sind im Fall einer Insolvenz häufig sehr riskant“, urteilt Dr. Egner. Im ungünstigsten Fall könne ein Gesellschafter im Fall der Insolvenz seines Unternehmens nämlich unter bestimmten Umständen doppelt belangt werden. „Finanzierungen durch den Gesellschafter sollten deshalb nur unter fachkundiger Beratung erfolgen, die die Rückschlagwirkungen solcher Konstrukte auf den Gesellschafter im Insolvenzfall berücksichtigt“, verdeutlicht Dr. Egner.

Dr. Dietmar Haffa stellt ergänzend die Möglichkeit des sogenannten Rangrücktritts bei Gesellschafterdarlehen, aber auch anderen Darlehen, dar. „Ein solcher Rangrücktritt entlastet die Fremdkapitalseite der Bilanz und kann eine bestehende Überschuldung des Unternehmens – und damit einen Insolvenzgrund – beseitigen“, erklärt Dr. Haffa die Vorteile. Jedoch seien bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, damit der Rangrücktritt auf diese Weise wirken könne: Es dürfe beispielsweise nicht möglich sein, die Vereinbarung zwischen Gesellschafter und Unternehmen einseitig zu kündigen oder zu widerrufen. Sie müsse zeitlich unbegrenzt sein und der Gläubiger müsse dauerhaft daran gehindert sein, während einer Unternehmenskrise oder in der Insolvenz eine Forderung geltend zu machen. „Es gibt viele Punkte – auch Haftungsrisiken – zu beachten. Wird der Rangrücktritt zu weit ausgestaltet, beseitigt er die Überschuldung des Unternehmens nicht, wird er zu eng ausgestaltet, kann er zu einer steuerlichen Belastung für das Unternehmen führen“, sagt Dr. Haffa.

Der diesjährige Heilbronner Restrukturierungsdialog bildete den Auftakt einer Veranstaltungsreihe, die in den kommenden Jahren regelmäßig fortgesetzt werden soll. Sie wird gemeinschaftlich von der Unternehmensberatung Bachert & Partner sowie den Kanzleien Dietz Tonhäuser & Partner, Schultze & Braun sowie Pfefferle Helberg & Partner ausgerichtet. Die Begrüßung der rund 50 Teilnehmer hatte Rechtsanwalt Ado Nika von Pfefferle Helberg & Partner übernommen.